Freitag, 4. Mai 2012

Vom Vegetieren

Ich sitze da und frage mich warum. Mein Körper ist anwesend, aber mein Geist hat sich nach fünf Minuten auf Reisen begeben. Dort vorne redet dieser alter Mann über Kafka und den Modernismus. Das ist etwas, das mich interessieren würde. Und doch kann ich nicht zuhören. Andere Dinge scheinen mir wichtiger als Geschichten und Geschichte. In meinem Kopf findet eine Fete statt. Einmal ist es der Gedanke an die Prüfungen, dann die Frage, was danach passiert. Kommt Langeweile oder ist es die Sicherheit, die Motivation bringt? Endlich wieder motiviert zu sein, wie schön wäre das! Irgendetwas richtig zu wollen. Etwas machen müssen, weil der Körper, der Geist danach schreit. Zurzeit lebe ich das Leben eines Pilzes. Ich vegetiere vor mich hin und bin glücklich. Ich bin fröhlich und mache mir nicht viele Gedanken. Obwohl - die Gedanken haben mich wohl doch schon wieder eingeholt. Es ist gut zu denken, wichtig. Doch es bereitet Mühe. Die Zukunft hat mich von Hinten gepackt. Für ein paar Wochen war Ruhe, doch so konnte es ja unmöglich bleiben. Ob dieser Text persönlich ist? Nein. Wie schon oft fühle ich doch nur genau das, was wahrscheinlich jeder in diesem Raum, in diesem Gebäude einmal gefühlt hat. Ich stehe auf, weil ich kein Argument finde, das dagegen spricht. Draussen ist es hell und warm. Ich trete aus dem Gebäude und deute ein Lächeln an. Hoffnung blickt mir ins Gesicht, ich umarme ihn und beschliesse für heute zu vergessen.

Mittwoch, 21. März 2012

Happiness



KINGS OF CONVENIENCE - MUSIK FÜR DAS JETZT

Donnerstag, 19. Januar 2012

Ein neues Leben

Amy sitzt am Ufer des Sees. Canto das Aguas. Gesang des Wassers. Ja, das Wasser singt. Leise und beruhigend. Alleine sitzt sie da und blickt auf die gruenen Huegel in der Ferne. Hier nennt man sie Berge. Aber Amy weiss, dass es Huegel sind. Langsam verfaerbt sich der Himmel. Orange. Pink. Eine Mischung. Belo Horizonte. Wirklich ein schoener Horizont. Solche Sonnenuntergaenge gibt es in Europa nicht. Und diese Baeume sieht Amy ebenfalls zum ersten Mal. Ein Wunder. Oder ist es ein Wunder. Der Wind blaest sanft ueber ihre nasse Haut. Eigentlich sollte sie sich trocken reiben. Aber Amy mag nicht aufstehen. Ihre Beine befinden sich noch im Wasser. Spuert sie da etwa einen Regentropfen. Moeglich waere es. Auf dem See sind keine Regenspuren zu sehen. Amy merkt, wie es ihr schlecht wird. Langsam senkt sie ihren Kopf, oeffnet ihren Mund und wartet. Die Fluessigkeit kommt raus. Ungewoehnlich am Abend. Vielleicht sollte sie zurueck. Aber was wuerde sie im Haus machen. Mit Menschen reden. Oder alleine auf dem Bett im Zimmer sitzen und denken. Das kann sie auch hier machen. Hier am See ist sie nicht gefangen. Keine grauen Waende. Nur gruen. Sie bleibt sitzen. Ins Wasser will sie nicht mehr. Sie kann noch immer die braun-gelbe Fluessigkeit sehen. Essensreste. Wann hatte sie zuletzt Nahrung aufegnommen. Es muss fast vierundzwanzig Stunden her sein. Ihr ist es egal, was die Leute denken. Denken wuerden. Frueher war es ihr wichtig, jetzt nicht mehr. Sie kann es sowieso niemandem Recht machen. Wie auch.

Amy ist jung, so jung. Zu jung. Wann ist man alt genug. Sie ist erwachsen. Zumindest gesetzlich. Sie hat die Entscheidung getroffen hier her zu kommen. Ihre Tante besuchen. Ganz alleine, ohne Freunde. Vier Wochen schon. Jeden Tag geht sie zum See. Was soll sie sonst machen. Unternehmen. Treiben. Es gibt nichts zu tun. Sie koennte zurueckgehen. Sie ist frei, sie darf das. Es gibt kein festes Datum. Es war ein One-way Ticket. So wollte sie es. So und nicht anders. Man hat ihr angeobten andere Staedte zu besuchen, zu reisen. Es sei doch sicherlich langweilig jeden Tag dasselbe zu tun. Aber Amy ist nicht langweilig. Sie ist nicht aus Langeweile gekommen. Sie muss nichts erleben. Sie wollte einfach woanders nichts erleben. Hier ist es ok nichts zu erleben, hier kennt man Amy nicht.  Das ist gut so. Amy vermisst nicht viel. Nur ihre Mutter. Aber die ist tot, zu ihr kann sie nicht gehen. Manchmal fuehrt sie Gespraeche mit ihr. Am Abend. Aber nicht laut. Auf Papier oder im Kopf. Ihre Mutter kann sie verstehen. Sie weiss, dass man nicht immer gluecklich sein muss. Sie weiss, dass ihre Tochter zufrieden ist, wenn sie nicht lachen muss. Wenn sie nicht freundlich sein muss. Amy ist ihrer Mutter dankbar. Sie durfte immer so sein, wie sie wollte. Das fuehlen, was sie wollte. Amy moechte auch so sein mit ihrer Tochter. Oder Sohn. Wuerde sie eine gute Mutter sein. Bald wird sie es erfahren. Sie hat beschlossen das Kind zu behalten. Noch eine Operation wuerde sie nicht aushalten. Muss sie ja nicht. Sie darf ueber sich selbst bestimmen. Sie ist jung und darf eigenen Entscheidungen treffen. Bald nicht nur ueber sich selber. Auch ueber ein anderes Lebewesen. Eigentlich schon jetzt. Amy ist sich bewusst, dass sie mehr als einmal am Tag essen sollte. Aber es geht nicht. Sie kann nicht. Sollte sie mit jemandem darueber reden. Mit ihrer Mutter hat sie schon gesprochen. Aber das Mutti ist so verstaendnisvoll. Das Mutti.

Amy steht langsam auf. Sie schluepft in ihr Keid und nimmt ihr Tuch. Sie muss zurueck. Es ist fast zehn. Die anderen machen sich sonst Sorgen. Mit schweren Fuessen trottet sie zum Haus. Fuenf Gehminuten. Amy braucht zehn. Bevor sie die Tuere aufmacht blickt sie durch das Glas. Amy verpasst einen Atemzug. Die Oma sitzt da drinnen. Die Mutter ihrer Mutter. Sier hier. Seltsam. Sie ist noch nie ihre Tochter besuchen kommen. Nicht einmal in zwanzig Jahren. Sie haben Amy erblickt. Schnell erhebt sich ihre Tante und oeffnet Amy die Tuere von innen. Man laesst sie hineinkommen. Die Oma begruessen. Hinsetzen. Oma will nicht um den heissen Brei reden. Sie sei gekommen, um sie zu holen. Sie waere jetzt genug lange hier. Und ueberhaupt, man vermisse sie. Was man hoere klingt nicht gut. Immer dieses Alleinsein. Immerzu diese Distanz. Der Doktor Bixel wuerde sich um sie kuemmern. Zuhause. In einer Stunde wuerden sie losfahren zum Flughafen. Amy moege doch rasch packen und was kleines essen. Amy tut, was man ihr sagt. Ohne dabei zu denken. Ohne zu ueberlegen, ob sie das will.

Man sieht fast nichts, wenn man aus dem Autofenster blickt. Amy ist muede. War etwas in ihrem Essen. Oder ist es, weil es so anstrengend ist fuer zwei zu leben. Es ist egal. Amy weiss nicht, wie sie ins Flugzeig gekommen ist. Jetzt sitzt sie da auf einem Fensterplatz. Beim Abheben krallt sie ihre Fingernaegel in die Lehnen links und rechts. Was jetzt geschiet ist egal. Gleichgueltig. Was geschehen war ist noch unbedeutender. Amy schlliesst ihre Augen und vergisst.

Samstag, 31. Dezember 2011

Ein Anfang

Das Haus steht kräftig vor ihr. Die alten Steinmauern sehen aus, als könnten sie die grossartigsten Geschichten erzählen, wenn sie nur reden könnten. Die Fassade zeigt alle paar Zentimeter kleine Risse und Brüche auf. Das Haus wirkt verletzt. Doch keiner würde je an der Standhaftigkeit dieses ominösen Hauses zweifeln. Es hat Jahrzehnte, nein Jahrhunderte überlebt und wird wahrscheinlich noch lange die Landschaft von Süd-Schottland schmücken. Ida wagt es noch immer nicht den schweren Glockenzug zu ziehen und so das ganze Haus samt Bewohner auf sie aufmerksam zu machen. Nie hätte sie geglaubt, dass sie ihr nächstes Jahr in einem schlossähnlichen Gebäude verbringen würde, als man ihr vorgeschlagen hatte die Verwandten in Schottland zu besuchen. Hier kennt sie niemand und keiner kennt sie. Ein Abenteuer? Ida ist sich noch unschlüssig. Mit ihrem Koffer in der Hand und der Handtasche in der anderen steht sie da wie bestellt und nicht abgeholt. War es die richtige Entscheidung? Doch bevor ihre Gedanken in einer unendlichen Schlaufe von Unsicherheit versinken können, kommt ein grosses Geschöpf auf sie zu gerannt. Es bellt wie verrückt und springt Ida an. Zwei Augenblicke später öffnet sich das Portal. In der Türe steht eine blonde Frau, die verdutzt Ida mustert. Um die Stirnfalten dieser Frau verschwinden zu lassen beginnt Ida zu sprechen: „Hallo. Ich bin Ida, die Nichte von Frau Macleod. Ich hoffe, ich wurde angemeldet.“ Plötzlich erscheint ein Lächeln auf dem Gesicht der Blonden, doch die Falten bleiben. Sie beginnt zu sprechen: „Ida! Sie werden erwartet. Ich bin Jane, die Haushälterin. Ich werde Sie in den Saal führen. Lassen Sie Ihr Gepäck hier stehen. Dexter, mein Gatte, wird sie zu Ihnen ins Zimmer tragen. Und nun kommen Sie, bald wird gegessen.“ Ida folgt Jane durch die grossen und kalten Gänge. Sie versucht die Wände zu studieren und alles aufzunehmen, doch Jane rennt ihr fast davon.  Als sie im Salon ankommen, sitzt dort eine grosse Gruppe von Menschen: Menschen aus allen Altersgruppen, eine ganze Familie eben. Eine Frau mittleren Alters kommt auf sie zu und küsst sie auf die linke Wange. „Wie du gewachsen bist! Das letzte Mal als ich dich gesehen habe warst du ein Zwerg und konntest noch nicht "Papa" sagen. Und wie schön du geworden bist! Aber das ist ja kein Wunder bei solchen Prachtexemplar-Eltern. Seht alle her! Das ist Ida, ist sie nicht wunderschön?“ Ein lautes Gemurmel beginnt, doch beruhigt sich nach wenigen Sekunden. Stille. Die Frau, die zuvor gesprochen hatte, ihre Tante, nimmt Ida am Arm und führt sie durch die Runde. Zigmal schüttelt Ida die Hand von den fremden Gesichtern, die in dem Raum versammelt sind. Die Namen kann sie sich nicht alle merken. Sobald alle mit Ida vertraut gemacht worden sind werden die Herrschaften in den Esssaal gebeten. Im Esssaal ist es kühl. Ida wundert sich, wie das dann im Winter sein wird. Zuhause ist ihr warm im Sommer und kühl im Winter. Hier scheint das anders zu sein. Als sich Ida setzt, bemerkt sie, dass es draussen regnet. Die Dunkelheit von Draussen muss  in den grossen Saal gewandert sein. Die Lampe, die schief von der Decke hängt, bringt wenig Licht und die Kerzen auf dem Tisch vermögen nur wenig Wärme in den hohen Saal zu bringen. Beim Essen konzertiert sich Ida auf ihre Tischmanieren und studiert, wie edel die anderen am Tisch ihr Fleisch mit den stumpfen Messern in kleine, mundgerechte Stücke schneiden. Nur ein junger Mann fällt ihr auf, der nicht wohl erzogen scheint. Er schlingt sein Essen runter, ohne gross zu kauen und achtet nicht auf die Tischgespräche, die in seiner Nähe geführt werden. Er ist nicht besonders interessiert. Weder am Essen, noch an anderen Menschen. Er entschuldigt sich als erstes vom Tisch und verschwindet im dunklen Gang. 

*

Das ist die erste Seite meiner Novembergeschichte, die durch das Novemberschreiben entstanden ist. Ich bin gerade am Umschreiben und falls Ihr Lust habt die ganze Geschichte zu lesen schreibt mir einfach und ich schicke Euch dann die Datei. Ich freue mich immer über Rückmeldungen! Feiert schön ins neue Jahr, cheerio!

Sonntag, 25. Dezember 2011

Sugar and spice and everything nice

Here are some pictures of Vienna's christmas lighting









Merry Christmas to all of you!

Dienstag, 29. November 2011

Alles hat ein Ende

Der Monat neigt sich dem Ende zu und so auch das Novemberschreiben. Schade, eigentlich. Schade vor allem, dass ich nicht annähernd bei 25'000 Worte bin. 17'107 Worte am zweit letzten Tag. Am Anfang habe ich noch fleissig 1'000 Worte am Tag geschrieben, oder produziert? Meine Motivation hat in der Mitte des Monats nachgelassen. Die entstandene Geschichte gefällt mir nicht mehr. Die Personen haben sich in Klischees verwandelt und die Handlung gleicht immer mehr einem Hollywood-Film. Jetzt ist die Geschichte schon so fortgeschritten, dass es schwierig ist das Ganze noch zu verändern und in eine andere Richtung zu lenken. Das Problem, das ich im Novemberschreiben sehe, ist folgendes: es fehlt die Zeit für Veränderung und zum umschreiben. Wenn ich möchte, dass die Geschichte lesbar wird, müsste ich sie von Anfang an durchlesen, umschreiben und rausstreichen. Weil mich die Handlung aber schon so nervt, weiss ich nicht, ob ich das machen werde. Mal sehn.

Und doch muss ich sagen, dass es eine gute Erfahrung war. Ich habe noch nie so viele Worte in so kurzer Zeit geschrieben. Oder um mich noch genauer auszudrücken: ich habe noch nie eine zusammenhängende Geschichte geschrieben, die aus 17'000 Wörter besteht. Immerhin. Ich habe zwar das offizielle Ziel nicht erreicht, doch für meine Schreibentwicklung hat es bestimmt was gebracht. Ich habe auch ein wenig experimentiert: verschiedene Perspektiven, Rückblenden und Beschreibungen. Und wieder muss ich ein ABER einfügen: es wäre mehr möglich gewesen. Manchmal ärgere ich mich so über mich. Warum nehme ich das Schreiben so ernst? Und warum kann ich nicht einfach einmal experimentfreudig sein und wild drauf los schreiben und ausprobieren? Ja, auch dazu braucht's Mut. 

Da ich bis Morgen Mitternacht nicht 7'893 Worte schreiben werde, habe ich das Ziel des Novemberschreibens nicht erreicht. Jänu, es gibt schlimmeres. Für mich will ich aber ein Ende für die Geschichte finden und das Ganze nochmals überarbeiten. Bestimmt werde ich viel löschen, aber die Originalfassung möchte ich behalten, weil es spannend ist zu lesen, was ich alles hinschreibe, nur um die Anzahl von Worten zu vergrössern. 

Ausserdem freue ich mich, dass meine Freundinnen zurzeit so fleissig schreiben. Ich freue mich immer über eure Gedichte und Texte, bitte weiterhin an mich senden!! Texte lesen macht besonders Spass, wenn man den Autor/ die Autorin kennt, und noch mehr, wenn man den Hintergrund des Textes kennt. Also, ihr Lieben, danke für eure Texte!

Hier eines meiner Schreiblieder:




Dienstag, 1. November 2011

Unausgesprochen Ausgesprochen

Darüber reden.
Darüber schreiben.
Darüber lesen. 

Wien.
Novemberschreiben.
Schreib es dir von der Seele.

Unverarbeitete Gedanken.
Unfertige Geschichte.
Unmögliches Gefühl.

Neue Enttäuschung.
Neue Geschichte.
Neue Energie.

Hoffnung.
Alte Gefühle.
Geborgenheit.

Fragen.
Antworten.
Fragen.

Andere Stadt.
Andere Menschen.
Ich bleibe ich.