Freitag, 4. Mai 2012

Vom Vegetieren

Ich sitze da und frage mich warum. Mein Körper ist anwesend, aber mein Geist hat sich nach fünf Minuten auf Reisen begeben. Dort vorne redet dieser alter Mann über Kafka und den Modernismus. Das ist etwas, das mich interessieren würde. Und doch kann ich nicht zuhören. Andere Dinge scheinen mir wichtiger als Geschichten und Geschichte. In meinem Kopf findet eine Fete statt. Einmal ist es der Gedanke an die Prüfungen, dann die Frage, was danach passiert. Kommt Langeweile oder ist es die Sicherheit, die Motivation bringt? Endlich wieder motiviert zu sein, wie schön wäre das! Irgendetwas richtig zu wollen. Etwas machen müssen, weil der Körper, der Geist danach schreit. Zurzeit lebe ich das Leben eines Pilzes. Ich vegetiere vor mich hin und bin glücklich. Ich bin fröhlich und mache mir nicht viele Gedanken. Obwohl - die Gedanken haben mich wohl doch schon wieder eingeholt. Es ist gut zu denken, wichtig. Doch es bereitet Mühe. Die Zukunft hat mich von Hinten gepackt. Für ein paar Wochen war Ruhe, doch so konnte es ja unmöglich bleiben. Ob dieser Text persönlich ist? Nein. Wie schon oft fühle ich doch nur genau das, was wahrscheinlich jeder in diesem Raum, in diesem Gebäude einmal gefühlt hat. Ich stehe auf, weil ich kein Argument finde, das dagegen spricht. Draussen ist es hell und warm. Ich trete aus dem Gebäude und deute ein Lächeln an. Hoffnung blickt mir ins Gesicht, ich umarme ihn und beschliesse für heute zu vergessen.

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